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Psychische Sondendependenz - was ist das?

Eine Sondendependenz oder -abhängigkeit zeigt sich bei Kindern, welche eigentlich nur temporär sondenernährt werden sollten, dann aber, trotz Stabilisierung der medizinischen Situation, sondenernährt bleiben, da der Übergang zur oralen Ernährung nicht gelingt.

Die Sondenabhängigkeit hat viele Gesichter - einerseits die deutlich sichtbaren wie Würgen und Erbrechen, die Nahrungsverweigerung, die orale Aversion… daneben gibt es aber auch noch Aspekte, die auf den ersten Blick nicht sichtbar werden und unter dem Begriff “psychische Sondendependenz” zusammengeasst werden.

Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, das vor allem ältere Kinder, etwa ab 1,5 Jahren, betrifft. Während Babys nachdem sie das Trinken gelernt haben und die Sonde entfernt werden kann, diese meist am nächsten Tag quasi “vergessen” haben, ist die Sonde für ältere Kinder, die bereits ein ausgeprägtes Ich-Bewusstsein haben, neben ihrer Ernährungsfunktion auch ein Teil ihrer Identität geworden. Sie stellen fest, dass sie sich von anderen Menschen unterscheiden - die keinen Knopf im Bauch oder Schlauch in der Nase haben. Zudem bemerken sie, dass sie sich anders ernähren als andere Kinder - während etwa im Kindergarten die Gruppe zum Mittagessen geht, geht das Sondenkind mit einer Betreuungsgperson in einen anderen Raum um sondiert zu werden. Im Spiegel nimmt das Kind seine Sonde als zu sich gehörend wahr, auch auf gezeichneten Selbstportraits ist sie immer wieder zu finden. Viele Kinder beginnen auf ihre Sonde zu zeigen wenn sie Hunger verspüren, assoziieren das Hungergefühl gar nicht mehr mit dem Mund! Viele Kinder haben Angst davor, dass “man ihnen ihre Sonde wegnimmt”.

Hier eine kleine Sammlung von Aussagen von betroffenen Kindern:

“Wenn du mir die Sonde wegnimmst, gehe ich zum Regal und hole mir eine neue, ich weiß, wo Mama sie aufbewahrt. Dann stecke ich sie selbst wieder rein.”

“Auch wenn ich essen lerne, meine Sonde will ich behalten!”

“Aber wenn ich keine Sonde mehr in der Nase habe, dann erkennen mich die anderen Kinder ja gar nicht?”

sondendependenz

Die Kinder haben eine eigene Beziehung zu Ihrer Sonde aufgebaut. Die Nahrungsaufnahme erfolgt über die Sonde, “Essen” ist den Kindern fremd, sie reagieren auf orales Nahrungsangebot mit Ablehnung, Ekel oder Desinteresse. Durch diese starke Bindung an ihre Sonde ist es auch häufig so, dass die Eltern diese als “notwendiges Übel” betrachten und in eine gewisse Co-Abhängigkeit schlittern.

Die Sonde wird als Mittel zum Zweck, als Sicherheitsnetz gesehen. 

Wie man sieht, ist das Phänomen der psychischen Sondenabhängigkeit sehr komplex. Auch für die Eltern ist die Situation sehr belastend. Oftmals beginnen auch die Geschwister Auffälligkeiten im Essverhalten zu entwickeln. 

Zur Behandlung dieses Phänomens ist ein interdisziplinäres Team, inklusive PsychologInnen und PsychotherapeutInnen wichtig. Sowohl Kinder, als auch der ganze Rest der Familie müssen engmaschig betreut werden. Das Problem muss erkannt und in kleinen Schritten ohne Druck und Zwang bearbeitet werden, mit dem Ziel, dass das Kind zukünftig ein frohes, sondenfreies Leben führt und die Freuden des oralen Essens genießen kann!

Wir bei NoTube stehen dafür gerne zur Verfügung.